Streuobst

Entstehung der Erlabrunner Streuobstwiesen

Bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts war die Erlabrunner Flur durch den Wein- und Ackerbau geprägt. Durch Spätfröste und Schäden durch die Reblaus wurden die Erträge und Einnahmen im Weinbau immer geringer. Obstbäume und Beerensträucher bekamen in Erlabrunn eine immer wichtigere Bedeutung. In den folgenden Jahrzehnten blühte der Obstbau in Erlabrunn auf.

Leider kam es ab den 1970iger Jahren zu einem steten Rückgang des Obstanbaus in Erlabrunn. Mit den großen Obstanbauregionen und den günstigen Auslandsimporten konnten die Obstbauern nicht mehr mithalten. Die Obsthändler blieben aus.

Die Ochsenwiese – 1,5 Hektar groß

Die „Ochsenwiese“ ist gemeindliches Eigentum und wurde – wie der Name schon sagt – früher als Weide und Acker für das gemeindliche Vieh genutzt. Um einen freiwilligen Ausgleich für den Wegfall von Streuobstflächen durch neue Baugebiete im Ort bemüht, pflanzten Bürgermeister und Gemeinderäte im Jahr 2002 hier die ersten Obstbäume. Unter Einbindung einer benachbarten alten Streuobstwiese wurden im Jahr 2015 weitere Hochstammbäume durch den OGV Erlabrunn gepflanzt. Dem traditionellen Streuobstanbau, aber auch der damit verbundenen ökologischen Vielfalt auf unserer Gemarkung verpflichtet, setzt sich der OGV Erlabrunn seit vielen Jahren für den Erhalt und den Fortbestand unserer Kulturlandschaft und unseres landwirtschaftlichen Erbes ein.

Die „Ochsenwiese“ ist unser Übungsgelände für Schnittkurse und Baumkunde. Sie wird extensiv und nachhaltig bewirtschaftet. Das Obst wird unter dem „Biolandsiegel“ vermarktet. Unterstützen Sie uns durch den Einkauf von regional und nachhaltig hergestellten Streuobstwiesen-Produkten, denn damit helfen Sie uns, unsere „blühenden Landschaften“ zu bewahren.

Ökologische Vielfalt „Streuobstwiese“

Streuobstbestände gehören zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Bis zu 5000 Tier- und Pflanzenarten kommen im Streuobst vor. Viele davon sind vom Aussterben bedroht. Heute stellen Streuobstbestände wichtige Rückzugsräume für früher weit verbreitete Arten der offenen Kulturlandschaft dar. Streuobstbestände sind für Vögel, Fledermäuse, Insekten, Spinnen sowie Moose und Flechten von besonderer Bedeutung. Für die hohe Vielfalt ist die extensive Bewirtschaftung mit einem hohen Anteil an Blütenpflanzen vom Frühjahr bis in den Herbst auschlaggebend. Von besonderem Wert sind Altbäume mit großen Höhlen und Totholz. Höhlenbrüter und -bewohner finden in den Hohlräumen und Baumhöhlen Nistgelegenheiten und Unterschlupf. Hierzu zählen die heute selten gewordenen Arten Steinkauz, Wendehals, Wiedehopf, Gartenrotschwanz, Baumschläfer, Siebenschläfer, Haselmaus und verschiedene Fledermausarten.

Besonders wertvoll sind größere, zusammenhängende Streuobstgebiete, in denen die Streuobstflächen zusätzlich mit Gehölzbeständen, artenreichen Wiesen und Weiden, Säumen, Altgrasbeständen, Blühflächen, Trockenrasenstrukturen mit Trockenmauern und Steinriegeln vernetzt sind. Der Bereich um Erlabrunn, Margetshöchheim und Leinach ist auch heute noch eines der größten zusammenhängenden Streuobstgebiete des süddeutschen Raumes.

Sortenvielfalt bei Äpfeln

Neben Birnen, Mirabellen und dem Speierling wurden hauptsächlich Apfelhochstämme auf dieser Wiese gepflanzt. Über 5000 alte Apfelsorten sind aus der Literatur bekannt. Sortenkenner haben 1000 alte Apfelsorten gemeldet, die in Bayern noch vorhanden sind. Die säurereichen, speziell im Streuobstbau verwendeten alten Sorten enthalten viele gesundheitsfördernde Pflanzenstoffe, die in den Neuzüchtungen und den Äpfeln im Supermarktregal meist nur in geringen Anteilen enthalten sind. So ist z.B. der Anteil an Polyphenolen bei alten Apfelsorten oft bis zum Zehnfachen höher als bei Neuzüchtungen. Polyphenole sind entzündungshemmend, beugen u.a. Darmkrebs vor und verhindern die Aufnahme allergieauslösender Proteine.

Im Zusammenwirken mit der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau (LWG) Veitshöchheim wurden hier sowohl alte Apfelsorten, aber auch Neuzüchtungen gepflanzt.

In den letzten 30 Jahren sind zahlreiche neue Apfelsorten auf den Markt gekommen, die ausgeprägte Resistenzen gegen Schorf, Mehltau und andere Krankheiten aufweisen und durch gute Fruchteigenschaften überzeugen. Es stellt sich nun die Frage, ob diese neuen Sorten auch eine zukunftsweisende Alternative für den extensiven Streuobstbau auf Hochstämmen darstellen.

Das bisherige Ergebnis nach 18 Jahren der Beobachtung dieser Neuzüchtungen auf unserer Wiese stellt sich positiv dar und lässt hoffen.